, Angelika Huber

Rückblick Para-Rowing Moveon 2021

Angelika Huber schildert im nachfolgenden Bericht die Entwicklungen im Verein im Bereich Para-Rowing.

In der Hauptsportart Rudern hatten wir drei ehrgeizige Athleten, die am ersten Morgen auf dem Ergometer den Ablauf des Ruderns kennenlernten und gleichzeitig konnten wir bereits erste Masse der Beinlänge aufnehmen, um am nächsten Tag die Boote besser einstellen zu können. Jeder Athlet hatte andere Voraussetzungen. Obwohl die Höhe der Lähmung bei kompletter Paraplegie bei zwei Männern fast gleich hoch war, waren einzelne Funktionen unterschiedlich, so auch der Einsatz der Arme und Hände. Ein Athlet bekam kürzlich zwei neue Beinprothesen, die noch zuwenig gut angepasst waren, so dass er ohne Prothesen rudern wollte. Wir konnten mit straffer Befestigung der Oberschenkel die fehlende Stabilität kompensieren, sodass er sich sicher fühlte und seine Kraft voll einsetzen konnte.

Das Schnupperrudern nachmittags ermöglicht es, einen Einblick ins Pararowing zu bekommen und selber zu entdecken, was es für ein Gefühl ist, im Boot zu sitzen und schrittweise den Ruderablauf zu lernen. Zwei Ruderathleten aus der näheren Umgebung packte es so sehr, dass sie wieder rudern kommen werden.

Die in Auftrag gegebene Konstruktion eines Adapters für Doppelschwimmer an die Firma Orthotec, Nottwil ergeben eine hohe Stabilisierung des Ruderbootes und vorallem den Ruderer und Ruderinnen das Gefühl erhöhter Sicherheit. Heute können wir sagen, dass ein Kentern mit Doppelschwimmern fast unmöglich ist. Mit dieser Erkenntnis kann auch das Helferteam mit gutem Gefühl Ruderer ohne Kenntnis des Rudersportes im Skiff aufs Wasser bringen. Wir schätzen die unkomplizierte Zusammenarbeit mit den Mitarbeitern v. Orthotec sehr. Sie haben uns unsere Wünsche erfüllt und konsequent und erfolgreich umgesetzt. So wurden auch die Gurtsysteme neu mit Schnallen wie bei Flugzeugsitzen ausgerüstet, welche mit einem Zug der rechten Hand nach rechts alle drei Schnallen gleichzeitig lösen lassen. Hier haben wir noch die Schwierigkeit, dass sich diese zu leicht lösen. Auch dieses Problem wird von der Orthotec noch überarbeitet.

Wir hatten Wetterglück, sodass wir immer aufs Wasser gehen konnten. Die Temperaturen waren diesen Herbst aber recht tief und es brauchte ab und zu ein wärmendes Getränk oder eine Erholung in unserem schönen Clubraum.

Das Dreamteam der Helfer leistete mit Herzblut einen grossen Einsatz, sodass unsere Athleten sich sicher fühlen konnten und persönliche Wünsche bestmöglich erfüllt wurden. Es war eine gute Zusammenarbeit und alle Beteiligten packten an, wo es gerade erforderlich war. Herzlichen Dank allen Helfern, Motorbootfahrer/-In und dem Trainer.

Unser Trainer, Walter Gabriel, konnte mit seinen Beobachtungen die einzelnen Athleten mit viel Gespür von den anfänglichen Schwierigkeiten schrittweise zu kleinen Erfolgen führen. Dieses Jahr unterstützten uns zeitweise zwei Motorboote gleichzeitig, sodass wir den verschiedenen Niveaux der Athleten besser Rechnung tragen konnten. Es gab weniger Wartezeiten und die nahe Motorbootbegleitung gab den Ruderer/-Innen ein sicheres Gefühl.

 

Unsere Highlights

  • Franco Belletti, selber erfahrener Pararuderer und Wettkämpfer, konnte unsere Rudergäste optimal beraten betreffend Einstellungen der Beinlängen, der Rücksitzschräge und den Gurtbefestigungen. Er weiss, wovon er spricht und es zeigte sich immer wieder, dass seine Ratschläge sich bewahrheiteten und dem Ruderer mehr Krafteinsatz und ein optimales Beschleunigen ermöglichten. Lieber Franco, herzlichen Dank für deine Unterstützung und Motivation der Athleten!
  • Die spontanen Rückmeldungen der Athleten waren hilfreich und es motivierte das Helferteam, wenn wir ihre Freude und Begeisterung spüren konnten. Ein Gast mit hoher Lähmung meinte: "Ich habe mich im Boot beim Gleiten über das Wasser nicht mehr behindert gefühlt und konnte es einfach geniessen und mich freuen". Mit einem Strahlen kam er an den Steg und war glücklich! Das hat das ganze Team bei der gemeinsamen Schlussrunde berührt!
  • Ein erleichterter Einstieg auf dem schwimmenden Steg: Das Hochwasser hat unseren Steg in eine Buckelpiste verwandelt und nach einem Dienstagstrainings stellten wir fest, dass unsere Pararuderer beim Transfer nasse Hosen, Schuhe und Socken bekamen, da sich das Wasser zwischen den Unebenheiten ansammelte. Walter Gabriel hat dies zum Anlass genommen, zuhause einen Prototyp einer Abdeckplatte anzufertigen. Mit der Idee, einer nach Mass gefertigten Holzplatte mit seitlicher Befestigung am Rahmen des Steges, lag er genau richtig. Nach einer gelungenen ersten Probe im Voraus fertigte er die definitive Plattform an. Er ergänzte sie mit einem Holzbänklein und mobil einsetzbaren Griffen zum Abstützen beim Ein- und Aussteigen ins Boot respektive Zurücksteigen in den Rollstuhl.

Resultat: Der Einstieg ist trocken und auf einem einheitlichen Niveau möglich. Zudem wird die Platte aus Holz im Sommer nicht heiss. Wenn dieses Brett montiert ist können auch alle andern Ruderer des Clubs ohne Einschränkung ein- und auswassern. Nach Gebrauch ist das Brett, sowie die Führungsschienen zu zweit schnell demontiert. Walter, herzlichen Dank für diese Idee, die allen Ruderern mit Behinderung Sicherheit beim Ein- und Ausstieg vom Boot gibt.

Das Team der SPV Nottwil unterstützt uns beim Transfer oder bei einem Ausfall eines Helfers optimal. Auf sie ist Verlass und Geduld und Freundlichkeit sind für sie Alltag im Umgang mit den Athleten. Herzlichen Dank für eure grosse Arbeit und Organisation der ganzen Woche.

Danken möchte ich allen Mitgliedern vom Seeclub Sempach, dem Breitensportleiter Hans und dem gesamten Vorstand, die uns immer wieder unterstützen.