Kaltwasser
Kaltwasser-Richtlinien – Hypothermie (Unterkühlung)
Hintergrund
Wassertemperaturen unter 20°C fördern eine schnelle Abkühlung des menschlichen Körpers. Kältere Temperaturen forcieren die Abkühlungsgeschwindigkeit und vergrössern das Risiko des Kälteschocks und es kann Schwimmversagen eintreten. Die Mehrzahl der Todesopfer erliegen in den frühen Stadien des Unfalls an Folgen einer Reihe von physiologischen Reaktionen, wie Schnappatmung, Hyperventilation und schnelle periphere Abkühlung, welche Aspiration von Wasser und Handlungsunfähigkeit nach sich ziehen.
Unterkühlung
Unterkühlung tritt ein, wenn der gesamte Körper auf eine sehr viel niedrigere Temperatur als normal heruntergekühlt wird, d.h. unter 35°C, verglichen mit der normalen Körpertemperatur von 37°C. Plötzliches Eintauchen in kaltes Wasser kann eine Schockwirkung haben, welche die normale Atmung unterbricht, so dass selbst ein geübter Schwimmer nicht mehr schwimmen kann. Wenn eine Unterkühlung vermutet wird, muss ein weiterer Verlust von Körperwärme verhindert und das betroffene Opfer wieder aufgewärmt werden. Unterkühlung ist ein medizinischer Notfall, gleichgültig, ob der Patient bei Bewusstsein ist oder nicht.
Diesbezüglich wird auf die bestehenden Statuten, Anhang 4, Reglement für den Ruder- und Trainingsbetrieb, Absatz VIII (Rudern im Winter) verwiesen.
VIII. RUDERN IM WINTER
Art. 21 Schwimmwesten
1. Bei unsicherer Witterung sowie beim Rudern im Winter wird namentlich in Kleinbooten das Tragen von Schwimmwesten empfohlen.
2. Für Juniorinnen und Junioren ist das Tragen von Schwimmwesten für Ausfahrten im Skiff und Doppelzweier zwischen dem 1. November und dem 30. April obligatorisch.
Art. 22 Tiefe Wassertemperaturen
1. Bei tiefen Wassertemperaturen stellt das kalte Wasser eine besondere Gefahr dar. Im Kenterungsfall kann die rasch eintretende Unterkühlung schon nach wenigen Minuten zu Bewusstlosigkeit und Ertrinken führen.
2. Boote ohne Motorbootbegleitung sollten daher unter Beachtung der Binnenschifffahrtsregeln in Ufernähe rudern, damit notfalls in kurzer Zeit (maximal 3-5 Minuten) das Ufer schwimmend erreicht werden kann. Es ist bei Verletzung von Fahrordnungsregeln besondere Vorsicht geboten.
Symptome von Unterkühlung
Die folgenden sind die üblichsten Symptome, es müssen aber nicht alle auftreten:
Zittern, blass-kalte Haut, blaue Lippen und Nägel.
Klagen über Kälte und Müdigkeit.
Teilnahmslosigkeit, Orientierungslosigkeit
Unfähigkeit, einfache Fragen oder Anweisungen zu verstehen und darauf zu reagieren.
Undeutliches, verlangsamtes Reden.
Unangemessenes Verhalten und gewalttätige Sprache, wird unkooperativ und streitlustig.
Bewusstlosigkeit
Langsamer, schwacher Puls; langsame flache Atmung.
Kleidung
Es soll an die Witterungsverhältnisse angepasste, schützende Kleidung getragen werden. Das Ziel ist, den Körper trocken zu halten und gegen Wärmeverlust zu isolieren.
Vorsichtsmassnahmen
Wenn die Wassertemperatur 10 °C oder weniger ist, oder wenn es die Umweltbedingungen fordern, gelten die folgenden Vorsichtsmassnahmen:
Warm anziehen, mehrere Schichten von Kleidern, äusserste Schicht wind- und wasserdicht
Ein warmes Getränk mitführen
Aufmerksamkeit gegenüber von Kältewarnzeichen an sich selber und an anderen
Trainer von kleineren Kindern müssen sich der Risiken bezüglich Kälteexposition besonders bewusst sein. Kälteexponierte Arme, Beine und vor allem Kopf, erhöhen das Risiko der Unterkühlung.
Mitglieder vor dem Einwassern auf die Gefahren aufmerksam machen.
Mitglieder anweisen, nur dann auf das Wasser zu gehen wenn:
jedes Mitglied der Mannschaft eine Rettungsweste richtiger Grösse trägt
eine Trillerpfeife an Bord ist
Navigationslichter gesetzt werden bei Fahrten nach Sonnenuntergang und vor Sonnenaufgang, wie in den Regeln zur Vermeidung von Kollisionen beschrieben
Bei unklaren Verhältnissen das Boot von einem Motorboot begleitet wird.
Erste Hilfe
Wenn eine Person gerettet wird, die für einige Zeit im kalten Wasser gewesen ist, stellt dies eine Notfallsituation dar. Weiterer Wärmeverlust muss verhindert werden. Das Opfer sollte möglichst vor Wind und Regen geschützt werden.
Erste Hilfe beim ansprechbaren Patienten:
Wach halten
Alarmieren
Weiteren Wärmeverlust verhindern:
- nasse Kleider durch trockene Kleidung ersetzen
- in Rettungsdecke oder Wolldecke einhüllen
- Kopf mit Mütze vor weiterer Abkühlung schützen
Patienten langsam aufwärmen:
- an warmen Ort gehen
- Andere schmiegen ihren Körper gegen den des Opfers
- Heisse, gezuckerte Getränke zu trinken geben (ohne Alkohol!)
Erste Hilfe beim bewusstlosen Patienten:
Alarmieren
Bewusstlosen-Lagerung wenn der Patient noch atmet
Vorgehen nach BLS-AED-Schema bei Atemstillstand (siehe Wiederbelebungsmassnahmen)
So wenig wie möglich bewegen
Nasse Kleider allenfalls wegschneiden
Verhinderung weiterer Auskühlung mit z.B. Rettungsdecke, Jacken, etc
Keine aktive Aufwärmung